Wie oft haben Sie heute das Fragezeichen genutzt?

Von den vier Qualitätsstufen der Kommunikation

Beratungsbüro Thomas
3 min readApr 1, 2022

by Nadine Thomas

Bild: Nadine Thomas

Kaum jemand por­trä­tiert miss­glü­cke Kom­mu­ni­ka­ti­on so gut wie Lori­ot, oder?

„Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­stör­te inter­es­sie­ren mich am aller­meis­ten. Alles, was ich als komisch emp­fin­de, ent­steht aus der zer­brö­sel­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on, aus dem Anein­an­der-vor­bei-Reden.“ (1988)

In der Arbeits­welt ist schlech­te Kom­mu­ni­ka­ti­on für die Betei­lig­ten oft wenig wit­zig. Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern begeg­nen da häu­fig dem Mono­log: Füh­rungs­kräf­ten, die sich am liebs­ten selbst zuhö­ren. Oder anders: Men­schen, die Down­loading betrei­ben.

Das Ziel beim Down­loading ist nicht der Aus­tausch wich­ti­ger Ideen, Infor­ma­tio­nen oder die Co-Krea­ti­on. Nein, in der Regel besteht beim Sen­der gar kein Inter­es­se ande­re Stim­men zu hören, son­dern ledig­lich das Bedürf­nis an der Selbst­be­stä­ti­gung und dem „Abla­den des einem selbst Bekann­ten“. Wenn wir mono­lo­gi­sie­ren, bestä­ti­gen wir uns selbst, was wir schon wis­sen. Wir neh­men kei­nen Kon­takt zu unse­rem Gegen­über auf und durch die­se Art der Kom­mu­ni­ka­ti­on ent­steht nichts Neu­es.

Nach Otto Schar­mer (2020) ist das Down­loading die nied­rigs­te Stu­fe des Zuhö­rens und der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Lei­der ist sie weit ver­brei­tet, ins­be­son­de­re auf höhe­rer Füh­rungs­ebe­ne. Fal­len Ihnen Per­so­nen ein, die die­ses Down­loading prak­ti­zie­ren und mit jedem neu­en Gespräch per­fek­tio­nie­ren?

Mit unse­rem Gegen­über ernst­haft „in Kon­takt“ tre­ten wir frü­hes­tens mit der Debat­te. Zumin­dest sind wir in die­ser zwei­ten Stu­fe in der Lage, ande­re Mei­nun­gen, Stand­punk­te und Fak­ten zu hören. In die­sem Modus tun wir zwar wider­le­gen­de Infor­ma­tio­nen bemer­ken. Als Reak­ti­on geht es dabei jedoch ledig­lich um das Aus­drü­cken und Ver­tei­di­gen der eige­nen Hal­tun­gen. Das Ziel, gegen­sei­tig etwas dazu zu ler­nen, besteht nicht. Belieb­tes Satz­zei­chen der Debat­te ist das Aus­ru­fe­zei­chen.

Span­nen­der wird es beim Dia­log, der drit­ten Stu­fe. Tre­te ich in einen empa­thi­schen Dia­log, bin ich bereit mei­ner Gesprächs­part­ne­rin auf­merk­sam und aktiv zuzu­hö­ren. Durch Neu­gier­de geweckt, wer­den offe­ne Fra­gen gestellt. Man erkun­digt sich nach den unter­schied­li­chen Stand­punk­ten, um etwas dazu­zu­ler­nen. Beim Dia­log sind wir dazu bereit, mit den Augen der Ande­ren zu sehen. Die­se füh­len sich gehört und wahr­ge­nom­men.

Die höchs­te Stu­fe der Kom­mu­ni­ka­ti­on ist jedoch das Pre­sen­cing. Schar­mer beschreibt es als den „schöp­fe­ri­schen Dia­log“ oder als „ermög­li­chen­des Zuhö­ren“. Der Begriff selbst ist eine Kom­bi­na­ti­on aus „sen­sing“ (erspü­ren) und „pre­sence“ (Gegen­wart).

Wenn Sie die­se Stu­fe beherr­schen, ken­nen Sie das Flie­ßen der Kom­mu­ni­ka­ti­on, das „gemein­sa­me Rin­gen um die bes­te Lösung“, den Zustand der Emer­genz und den Moment, wenn im Gespräch etwas Neu­es ent­steht. In die­ser Stu­fe schau­en wir gemein­sam auf den Gegen­stand unse­rer Kom­mu­ni­ka­ti­on und es spielt kei­ne Rol­le, wer was sagt — son­dern nur, ob wir uns in der Sache wei­ter­brin­gen. Hier kom­men wir von einem reak­ti­ven in einen co-krea­ti­ven Modus.

„Wie die Kom­mu­ni­ka­ti­on gestal­tet wird, bestimmt die Klug­heit und Qua­li­tät eines Unter­neh­mens“ (Dom­ke & Gra­ni­ca, 2019).

Das Pre­sen­cing, wie auch der Dia­log, pas­sie­ren nicht von allei­ne, sie müs­sen geübt und geför­dert wer­den — mit­un­ter eine der wich­ti­gen Auf­ga­ben guter Füh­rung. Gute Kom­mu­ni­ka­ti­on soll­te das Herz­stück jeder Zusam­men­ar­beit sein. Denn, wo bit­te­schön steckt im Wis­sens­zeit­al­ter die Intel­li­genz einer Unter­neh­mung?

Das Wis­sen hilft nichts, wenn wir es nicht aus den Köp­fen raus­krie­gen. Dabei kön­nen, neben auf­rich­ti­gem Inter­es­se, gute Fra­gen hel­fen. Und davon gibt es vie­le, vie­le, vie­le! Sie unter­schei­den sich dar­in, ob sie zurück­grei­fen, nach vor­ne arbei­ten, in die Tie­fe gehen, Fan­ta­sie anre­gen oder auf den Punkt brin­gen sol­len. Gan­ze Bücher wur­den dar­über geschrie­ben.

Um Ihnen einen mei­ner Lieb­lin­ge zu nen­nen, Ach­tung: „Inwie­fern?“. Und Lori­ot dann so: „Ach, was!“.

Was ist Ihre Lieb­lings­fra­ge?​

Quel­len­an­ga­ben:

Dom­ke, U. & Gra­ni­ca, J. M. (2019). Mutig füh­ren. Stutt­gart: Schäf­fer-Poeschel Ver­lag.

Lori­ot (1988). Der Faun und sein Wunsch­traum. Inter­view in Der Spie­gel, 10. Zugriff am 28.03.2022 unter https://www.spiegel.de/kultur/der-faun-und-sein-wunschtraum-a-394c9e91-0002–0001-0000–000013526919

Schar­mer, C. O. (2020). Theo­rie U — Von der Zukunft her füh­ren. Hei­del­berg: Carl-Auer Ver­lag.

Zuerst erschienen: Am 28. März 2022 im Blog auf beratungsbuero-thomas.de

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