Offenheit für Neues
Von der Eigenschaft, die uns hilft, dass unsere Gedanken keine “Stubenhocker” bleiben
Offenheit für Neues — so nennen wir Psychologinnen und Psychologen das Bedürfnis und die Bereitschaft zur Erprobung neuer Aktivitäten und Handlungsweisen. Menschen, die diese Bereitschaft mitbringen, bevorzugen neue Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke und Abwechslung gegenüber der Routine. Sie verspüren keinen Drang unter allen Umständen am Altbekannten festzuhalten. Auch andere Sichtweisen sind für diese offenen, neugierigen Geister interessante, wertvolle Informationsquellen. Denn Dissonanz zum eigenen inneren System wird als eine Bereicherung und keine Bedrohung wahrgenommen.
Für die eigene Persönlichkeitsentwicklung ist die Offenheit eine wichtige Ressource, denn sie bringt uns raus aus der eigenen Echokammer. Sie ermöglicht uns neue Inspirations-, Erfahrungs-, Lernräume. Sie führt dazu, dass unsere Gedanken nicht nur “Stubenhocker” bleiben. Das Experimentieren und Ausprobieren und Aushalten der Unsicherheiten ist die Grundlage gesunder Entwicklungsprozesse. Die neuen Erfahrungen lassen uns wachsen.
Ich empfinde die Offenheit als eine der wichtigsten Kompetenzen in der heutigen Arbeitswelt — nicht nur mit Blick auf notwendige Innovationen, sondern auch für das eigene Wohlbefinden. Ich verstehe die Offenheit als Ressource, als eine innere Haltung gegenüber dem Fremden und Befremdlichen, die es uns ermöglicht, neue Chancen und Wege aufzuspüren oder das Neue in die Welt zu bringen, da wir in diesem Modus mit weitgeöffneten Augen und Herzen durchs Leben gehen.
Die Entscheidungen, die wir heute treffen, bestimmen unsere Welt von morgen. Wenn wir unglücklich sind, dann hilft es nicht, unserer alten Leier zu lauschen. Dann hilft es nicht auf frühere Erfahrungen zu vertrauen und festgefahrene Denkgewohnheiten zu fixieren. Dann hilft kein: Mehr desselben. Veränderung lässt sich nicht durch mehr Anstrengung des Immergleichen erreichen. So bringen wir nichts Neues in die (eigene) Welt. Warum nicht den Willen öffnen, um das Neue im Tun zu erkunden und zuschauen, was passiert? Ich muss mich da selbst immer wieder dran erinnern.
Ein schönes Bild für neue Wege ist für mich derzeit meine Bluetooth-Box. Wer hätte gedacht, als ich sie mir kaufte, dass sie einmal den Sound liefern wird, während meine Kolleginnen und ich mit einer liebenswerten Gruppe Ukrainerinnen und Ukrainer Hip-Hop tanzen? Unser Ukraine-Projekt entwickelt es sich für mich auf den unterschiedlichsten Ebenen zu einer großen Bereicherung.
Es war für mich ein Schritt in unbekanntes Gelände. Dieser Schritt hat Mut gebraucht. Aber dieser Schritt spiegelt die Erfahrung, die ich immer wieder mache: Offenheit für Neues zahlt sich aus, auch wenn sie zu Beginn mit ordentlich Verletzlichkeit einhergeht. Ich glaube, wenn wir lernen diese Unsicherheit als Teil des Prozesses zu akzeptieren, gelingt es uns Dinge zu verändern.
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Zuerst erschienen: Am 4. Mai 2022 bei Facebook.
